Roman Breitenwald – ein Künstler neu entdeckt
Es ist gerade der hundertste Jahrestag vergangen als Roman Breitenwald geboren wurde,
der Maler, der in langen Nachkriegsjahren eng mit Miechów verbunden war.
Roman Breitenwald dokumentierte mit seiner Tätigkeit den Zauber des Miechówer Landes, mit dem er durch seinen Wohnort fest verbunden war. Auf seinen Gemälden finden sowohl die Folklore dieses Landes mit seinen Märkten, mit Bauernhochzeiten, Schlittenfahrten und Eindrücke bei der Rückkehr aus der Stadt einen Widerhall. Alle diese typischen Genreszenen, die durch Landschaftseindrücke ergänzt werden, sind mit Öl auf Leinwand gemalt und seltener als Aquarellmalerei. Aber immer spielte das Pferd die Hauptrolle. Der Künstler stellte mit Vorliebe, mit großer Fingerfertigkeit und mit Routine sowohl Bauernpferde, Zugpferde, und auch edle Rosse dar, oft nach Kossaken-Art , was ihm zahlreiche Anhänger einbrachte. Zeitgenössische Maler mieden ansonsten damals dieses Thema. Die Liebhaber dieses edlen Tieres griffen also verstärkt nach Werken des Pferdemalers, was zuvor nur von Eugeniusz Geppert, Ludwik Maciąg und Kazimierz Szemiotha und nunmehr auch von Breitenwald dargestellt wurde.
Witold Bieńkowski, Zeitung„Dziennik Zachodni", Nr. 44, 21-22.02.1998
Roman Breitenwald ist am 4. Januar 1911 in Piotrków Trybunalski zur Welt gekommen . Er war der Sohn von Stanisława und Michał Kotowska. Gestorben ist er am 1. März 1985 in Miechów. Während des ersten Weltkrieges hielt er sich in Russland auf, danach verbrachte er seine frühe Jugend in Bromberg, wo er das Gymnasium absolvierte. Nach dem Krieg arbeitete sein Vater als höherer Bahnbeamter. Roman absolvierte ein Kunststudium, zuerst an der Staatlichen Schule für Verzierungskunst und Kunstindustrie und der Leitung der Professoren Karol Zyndram - Maszkowski (der spätere Zeichnungsdozent an der Kunstakademie in Krakau) und Bronisław Bartel . Anschließend studierte er an der Kunstakademie in Krakau bei Professoren Józef Mehoffer, Władysław Jarocki sowie Teodor Axentowicz. Nach dem Studium an der Kunstakademie wohnte er im Jahre 1936 in Warschau und unterhielt Kontakte mit der Künstlergruppe Zachęta.
Eine wesentliche Rolle bei der Entwicklung der Künstlerpersönlichkeit von Roman Breitenwald spielten jedoch nicht nur seine unmittelbaren Lehrmeister, sondern auch die bedeutende Überlieferung der Traditionen der polnischen Malerei des 19. Jahrhunderts. Diese spiegelt sich besonders im Thematikbereich der Schlachtenmalerei von P. Norblin, J. Kossak, J. Chełmoński und J. Brandt wieder. Eine weitere wichtige und besondere Rolle nahm für Breitenwald sein Onkel - Jan Kotowski, ebenfalls Kunstmaler ein. Kotowski, geboren im Jahre 1885, der die Tradition des 19. Jahrhunderts der Malerei von Pferden, Bauernwagen und kleinstädtischen Märkten bereits fortsetzt hatte. Aus dem erwähnten Künstlerkreis schöpfte R. Breitenwald thematische Analogien und den allgemein verstandenen formalen Realismus fort .
Die idealisierten Visionen der Vergangenheit und der Gegenwart (besonders aus den Jungendjahren des Künstlers), leiteten ihn in Richtung dieser Genremalerei, in der dem Pferd und dem Reiter eine besondere Rolle zufallen, also den Jagdszenen und den Schlittenfahrten sowie Szenen aus dem Leben der Herrenhäuser. Aber es kommen auch zahlreiche Landszenen, wie z.B. eine Bauernhochzeit mit dem Brautpaar und dem Kaplan vor, Szenen in fahrenden Kutschen , auch Kleinstadtszenen mit einem Wirtshaus und mit Pferdemärkten , oft mit Teilnahme von jüdischen Händlern.
Diese scheinanachronistischen Bilderthemen stützten sich in 20. Jahrhundert auf die gründlichen Zeichnungen und Naturstudien, die auch in Öl gefertigt worden waren. So hat er die Pferde im Gut seiner Schwester Janina Rudzka in Zarogów bei Miechów sowie auch in Daszów (Kreis Grójec) gemalt, wo sein Onkel Jan Kotowski wohnte.
Studien der kleinstädtischen Landschaft der Regionen Kielce, Miechówer Land und Krakauer Umland führte er während seiner Wanderungen in verschiedenen Jahreszeiten durch, dabei richtete er seine Aufmerksamkeit auf charakteristische Gestalten und Genreszenen, die sich auf den Jahrmärkten und auf sonstigen Märkten abspielten. Diese Malertouren unternahm er meistens zusammen mit Jan Kotowski und Stanisław Bagieński, den Mitgliedern der Malergruppe "Pro Arte", eines der ältesten Künstlervereine der Zwischenkriegszeit, die auch mit Zachęta verbunden war. Die Zusammenarbeit mit den künstlerischen Köpfen dieser Gruppe, deren Schaffen konservativ hinsichtlich der Ideen und Formen war, war von großer Bedeutung für die künstlerische Arbeit von Roman Breitenwald.
Aus der Perspektive des 21. Jahrhunderts gewinnen die künstlerischen Darstellungen von Breitenwald einen enormen Wert bei der Schaffung eines Epochenzeugnisses, ein künstlerisches Schaffen für eine Zeit, die vorüberging. Die in seinen Bildern und Skizzen vorgestellte Welt, gesehen durch sein ganz spezifisches Prisma der Tradition, existierte aber seinerzeit wirklich.
Heute in der Zeit der Moderne, der Zeit der Jeans und T-Shirts, der Autos und Diskos, gibt es keine Märkte mit Pferdegespannen, mit Wagen oder Schlitten, es gibt keine Bauern, die mit Lammfellmantel oder -mütze bekleidet sind und es gibt auch keine Dorfkapellen, vor denen sich Musikanten und Jahrmarkthändler aufhalten. Seine Bilder, gemalt in Öltechnik, begann er bereits vor dem 2. Weltkrieg auszustellen, er nahm am Frühlingssalon von Gesellschaft der Freunden der Schönen Künste 1936 in Lemberg und am Herbstsalon des Vereins Zachęta in Warschau im Jahr 1938 teil. Nach dem 2.Weltkrieg siedelte er sich in Miechów an. Er arbeitete jahrelang als Pädagoge im Schulwesen. Aus der Ehe mit Jadwiga Dziekońska (gestorben 1973) hatte er drei Kinder: die Töchter Maria und Magdalena und einen Sohn Michał . Trotz schwierigen Lebensbedingungen beschäftigte er sich stets mit der Malerei. Seit 1945 war er ordentliches Mitglied der Krakauer Abteilung des Verbandes der Polnischen Bildenden Künstler. In der Nachkriegszeit versuchte er sporadisch Schlachtszenen zu malen, in Bezug auf die Ereignisse des vergangenen Krieges.
Generell blieb er aber weiterhin der historischen Genre -Thematik treu, in der ein Pferd die Hauptrolle spielt. Er malte weiter nostalgische Bilder, die die vergangene Welt in Erinnerung riefen. Gegenüber der allgemeinen Faszination von der Modernität brachte dies dem Künstler jedoch keine Beliebtheit. Die Situation änderte sich, als man wieder den Zauber der Kunst des 19. Jahrhunderts entdeckte.
Gegenüber Breitenwalds klaren Appellen an die Malerei aus dieser Zeit wurden seine Gemälde allerdings zunehmend gefragt und wurden auch in den staatlichen Sammlungen, wie die des Ministeriums für Kultur und Kunst in Warschau, des Staatsrats, sowie in privaten in- und ausländischen Kollektionen gesammelt. Der Künstler nahm an zahlreichen Ausstellungen- bis zum Ende seiner künstlerischen Tätigkeit- teil, wie beispielsweise im Wintersalon in Krakau 1947, an der Gesamtpolnischen Ausstellung der Bildenden Künste in Warschau 1958, an der Ausstellung der Polnischen Bildenden Kunst zum 15. Jahrestag der Volksrepublik Polen in Warschau im Jahr 1959, am alljährlichen Salon der Krakauer Malerei- in Krakau 1976 und vor allem an den Gesamtpolnischen Ausstellungen der Gruppe Zachęta, (Warschau-Krakau) seit 1957.
Er stellte auch im Ausland seine Werke aus, wie beispielsweise in Kiew, Moskau, Budapest, Stockholm und Chicago und wurde hierfür auch mit dem Goldenem Verdienstkreuz ausgezeichnet.
Mit seinem Tod endete ein Kapitel des polnischen Genres, der Schlachtmalerei, die das 19. Jahrhundert wesentlich prägte..
Die Ausstellung seiner Werke- organisiert vom BWA (Büro der Künstlerischen Ausstellungen) in Miechów anlässlich des 100. Geburtstages des Künstlers- erinnert uns retrospektiv an die Tätigkeit von Roman Breitenwald, dessen Werke einen monographische Charakter haben.
Die Ausstellung seiner Werke aus verschiedenen Zeitabschnitten seines Lebens wurden um die Wende des Jahres 2011 und 2012 in der Kunstgalerie BWA „Bei Jaksa", in den mittelalterlichen Kellern des Klosters der Wächter des Gottes Grabes, untergebracht. Die Werke, die aus verschiedenen Sammlungen kommen, so auch aus privaten Familiensammlungen, sind gut erhalten und zeigen exemplarisch die breite Vielfalt der schöpferische Varianten des Künstlers. Zu sehen sind neben ausgezeichneten, farblich raffinierten städtischen Landschaftsbildern -zum Beispiel mit dem Blick auf Bromberg, gezeigt von der Seite des Flusses Brda (aus der Zwischenkriegszeit), auch mutig gemalte Porträts aus damaliger Zeit. Des Weiteren sind Schlachtszenen aus der Zeit des 2.Weltkrieges zu sehen, darunter auch selten getroffenen Szenen aus dem Septemberfeldzug 1939. Den größten Teil der Ausstellung nehmen aber Studien und Genreszenen mit Pferden, die der Hauptströmung des Schaffens von R. Breitenwald entsprechen, ein. Die gesammelten Werke lassen auch die farbige Evolution der Werke des Künstlers zurückverfolgen, die sich in der breiten Palette seiner Werke der Nachkriegszeit äußert.
Die vielseitige und durchaus reiche Ausstellung macht die Notwendigkeit einer Bearbeitung des vorhandenen Verzeichnisses und Aufstellung eines neuen vervollständigten Katalogs der Werke von Roman Breitenwald notwendig.
Zbigniew Beiersdorf
Foto: Künstler in seinem Atelier an der Staffelei
Foto: Der Künstler im Kreis von Professoren und Studenten der Künstlerakademie in Krakau.
Foto: Akt, 1934, Öl, 93 x 62 cm
Foto: Lastkähne auf der Brda, 7947, Öl, 30 x 42 cm
Foto: Die Kutsche vor dem Herrenhaus 1942, Zeichnung, 55 x 85 cm
Jagd mit Hunden , 1938, Öl, 30 x 48 cm
(tłumaczenie: Urszula Zalasińska – Curyło, adiustacja: Christine Felker - Roseneck )